21.02.2013
Fernsehen in Afrika
Eine der angenehmeren Seiten des Reisens ist der - jedenfalls für mich - gänzlich andere Umgang mit dem Fernsehen: ich selbst mache es so gut wie nie in Hotelzimmern oder Privatunterkünften an. Deutsche Gastgeber im Ausland haben nach meiner Erfahrung auch nicht wirklich Freude an fremdsprachigem Fernsehen; selbst wenn man die Sprache des jeweiligen Senders gut beherrscht, gelingt es dem Zuschauer doch nicht, sich wirklich für die Figuren und den soziokulturellen Hintergrund des Geschehens zu interessieren. Man schaut, wenn's geht, das Fußballspiel der Mannschaft, die einen interessiert; vielleicht mal die Nachrichten, obwohl das Internet auch in Afrika diese besser abbildet.
Bei den Afrikanern dagegen gehört es zum guten Ton, den Fernseher einzuschalten wenn Gäste kommen, vorausgesetzt er läuft nicht schon, wie er das für gewöhnlich den lieben langen Tag tut. Meistens dudelt irgendwas bei schlechtem Bild, die Kinder hängen natürlich davor; in Restaurants essen die Gäste mit den Augen auf den Bildschirm geheftet.
Für den vom öffentlich - rechtlichen Rundfunk verwöhnten (keine Angst, ich werde es mir zur Pflicht machen, in einem späteren Artikel dieses Wort und meine desungeachtet
keineswegs milde Haltung zu erklären) Deutschen ist es einfach unfassbar, was in bonbonfarbenen Lichtschwaden in afrikanische Behausungen quillt. Zwei junge Frauen habe ich gesehen, in einer noch leeren Gaststätte,vor einer aus dem Fernseher platzenden afrikanischen Musiksendung voller US-Pop-Abklatschen aus Westafrika; Talent verschwendet, Musik zerrissen, Traditionen verbraten, Neue Sklaven des Kapitals und der Mohrrübe, die dieses den afrikanischen Künstlern vor die Nase hängt und der jene getreulich hinterher laufen; nicht dass es bei uns anders wäre. Beide Damen konnten alles auswendig, sangen mit, träumten von dieser Existenz als Sternchen, nicht anders als die Mädchen hier. Und doch berührt es mich noch anders als hier, hier bin ich mir meiner Kultur sicherer, kritisiere ich mit dem Bewusstsein, dass meine Kritik für sich schon der Motor der Veränderung ist, was sonst! Aber dort... Nicht umsonst klagen meine Musikerfreunde in Dakar, dass sich nichts entwickelt, dass ihre eigene Kultur in dieser Stadt, dem Einfallstor des Westens, sich dem Diktat des Tourismus und dem fremdbestimmten Massengeschmack unterwirft.
Billigserien, die an kaum einem anderen Ort als Afrika ihre Viertverwertung erfahren könnten, sprengen alle Grenzen der Vorstellungskraft was Schauspiel, Thema, Durchführung, Licht und Musik angeht; die Botschaft dieser Machwerke ist so hundsgemein, glanzpoliert und darauf angelegt, unterprivilegierte Menschen zu sinnlosen Wünschen zu animieren, daß man im Vergleich dazu das Dschungelcamp getrost als Rentenwohnheim für behinderte Familienmitglieder betrachten kann, die auch mal ihren Spaß haben wollen. Hoffentlich hält die Kraft der oralen Kultur die Afrikaner davon ab, noch mehr und weiterhin den Vorreitern der Plastikkultur zu verfallen! In der Wüste habe ich Reihen von brandneuen Solarkollektoren gesehen, das Beduinenzelt gleich nebenan präsentierte stolz eine Satellitenantenne. Ja, Bildung ist das Wichtigste, steht auch im Vertrag der Öffentlich - Rechtlichen , aber ich habe meine Zweifel, ob die vielleicht im Programm versteckten Bildungsleckerli das Durchschnittspublikum erreicht, in Deutschland jedenfalls nicht. Obwohl, man findet Pflänzchen in der kleinsten Lücke: Ramesh Shotham und ich waren in Dakar bei der Schwiegermutter eines Freundes eingeladen und zwar extra deshalb, damit diese sich mit Ramesh in Hindi unterhalten konnte, was sie durch endloses Anschauen von untertitelten Bollywoodschinken gelernt hatte; siehste, sagt Sat.1, hab ich doch immer gesagt, sagt RTL.
16.02.2013
Viel zu kleine Penisse
Tja, ich habe aus Versehen den Titel dieser kleinen Geschichte, die ich letztes Jahr in Dakar erlebt habe, auf Facebook gepostet und stehe jetzt unter dem Druck der neugierigen Öffentlichkeit, die von mir wissen will, was das bedeuten soll; und vor allem, was das mit Musik zu tun hat? Wenn ich das wüsste! Eigentlich nichts, aber dennoch auch alles, entscheidet selbst. Außerdem muss ich vorsichtig sein, nicht des Rassismus verdächtigt zu werden, auch wenn ich sozusagen nur einen Bericht weitergebe, und werde deshalb anrüchige Bezeichnungen schwärzen, obwohl es mir scheint, dass selbst das Schwärzen zumindest tendenziell rassistisch ist. Da es das Weißen aber bei genauerem Nachdenken auch wäre, und ich beides und auch alle anderen Farben und Religionen mit meinem Gerät sowieso nicht kann, werde ich mich dieser Gefahr durch das bewährte neutrale wertfreie Pünktchen - Setzen entziehen.(Das arme Pünktchen! War es nicht einmal ein Punkt? Schluss jetzt damit!)
Nach mehrwöchiger Reise durch Mauretanien und Mali war ich im Februar letzten Jahres wieder in dem mir bekannten Hotel in Dakar angekommen. Da ich wie immer meinen Reiseprinzipien - alles essen, was man mir anbietet, überall hin mitkommen, wenn man mich auffordert - gefolgt war, war ich nicht nur erschöpft sondern auch - wenn auch nur leicht - magenkrank. Übrigens führt dieses mein Verhalten zumindest bei mir üblicherweise nicht zu den Problemen, die man befürchten sollte, sondern meistens zu guten Kontakten und leckeren Mahlzeiten. Hin und wieder geht es mal schief, bis jetzt noch nicht richtig ernsthaft, aber im Allgemeinen ist meiner Meinung nach - abgesehen von natürlicher Vorsicht und einigen einzuhaltenden Regeln - die Angst vor fremdem Essen oder Bakterien und den darauffolgenden Krankheiten oft eine sich selbsterfüllende Prophezeiung; das Gleiche gilt im Übrigen auch für Menschen und Situationen.
Ich war also abgeschlagen und bat den Portier Ibrahim, mir eine Masseuse kommen zu lassen, deren Anzeigen im Hotel aushingen. Nach einer halben Stunde erschien eine adrette, etwa vierzigjährige Marokkanerin, die sich auch sogleich äußerst fachfräulich zu Werke machte; ich bitte Euch, Euch selbst und Eure frivolen Gedanken in die Ecke zu stellen und zu büßen, liebe geile Leser. Wir kamen ins Gespräch, das heißt, sie erzählte und knetete; ich grunzte und machte mitunter andere offensichtlich ermutigende Geräusche. Mouna, wie sie natürlich nicht hieß, war lange mit einem senegalesischen General verheiratet gewesen und hatte mit diesem zwei mittlerweile erwachsene Kinder. Inzwischen war sie geschieden und genoss das Leben als alleinstehende Frau ohne größere Geldsorgen. Sie war - wie ich bezeugen kann - wirklich gut in ihrem Beruf und wurde zum Beispiel vom Sultan von Weißnichtmehr aus den Emiraten regelmäßig mit dem Flugzeug dorthin bestellt, um ihm und seinem Harem ihre geschickten Hände und die ihr eigene besondere Kenntnis des menschlichen Körpers zugute kommen zu lassen. Ich grunzte. Sie erzählte weiterhin aus ihrer Ehe mit dem General und behauptete zum Beispiel, dass viele Senegalesen sich im Hinblick auf die Naar, wie die Araber dort genannt werden, wesentlich arroganter und rassistischer verhalten würden als gegenüber uns Toubabs, den Weißen. Das ist mir durchaus vorstellbar, selbstverständlich auch in umgekehrter Richtung, läuft doch gerade dort die unscharfe Trennlinie zwischen Nord - und Schwarzafrika und die Konflikte und Verletzungen dort sind Hunderte und Tausende von Jahren alt. Mouna erzählte weiter, dass sie nach der Ehe einige Zeit einen Freund aus ....en gehabt habe, "Aber weißt du," meinte sie, " die ...er haben wirklich einfach viel zu kleine Penisse!" Ooh! Ich stöhnte unter ihren starken Händen, die eine Verspannung nach der anderen aus meinem schmerzenden Körper lösten. "Wirklich, ich hab es versucht mit ihm, er war reich und ganz in Ordnung, aber es ging nicht und auch seine Landsleute wissen einfach nicht, wie man eine Frau richtig für die Liebe vorbereitet, glaub mir." Ja, ich glaubte ihr, das leuchtete mir ein, hatte ich doch wirklich vor einigen Jahren bei einem Aufenthalt in ....en auf der Titelseite der größten dortigen Tageszeitung die Schlagzeile "Europäische Kondome zu groß für den .......en Penis" gelesen, den dazugehörigen Artikel aber nicht ganz verstanden, da er sich in ausgefeilt absurden medizinischen Details erging und Ratschläge physischer, psychologischer und spiritueller Natur gab, die ich nicht verstehen konnte. Seufzend schmolz ich weiter vor mich hin, es war warm an diesem Tag, und hörte zu, wie Mouna gerade heute morgen erst genau das Gleiche von ihrer Freundin gehört haben wollte. Diese hatte sich in den Kopf gesetzt, auch mal einen reichen .......en Mann zu haben und hatte Mouna, die durch ihren Freund mehrere ...er kannte, um Vermittlung gebeten. Aber auch da war das gleiche Problem aufgetreten: Sein Teil war viel zu klein, und dazu hatte er auch noch keine Ahnung, was er damit machen sollte. Das kam für Mounas Freundin nicht in Frage und der Kerl war sofort wieder aus dem Spiel. Tja, Geld ist nicht alles, dachte ich, und auch noch so Einiges mehr, genau wie ihr jetzt und auch die beiden Damen und besonders auch wie Mouna bei der Arbeit an mir, ich wusste nur nicht genau, was. Mouna knotete und renkte, ölte, trocknete.
"Du kannst froh sein, dass ich keine Senegalesin bin!"
"Ach ja, warum denn das?" murmelte ich unter ihrem sanftem Streicheln. "Das sind Bestien, Bestien sind das, sag ich dir, sie kennen genau die Punkte an Deinem Körper; pass auf, siehst Du, hier am Fuß zum Beispiel, dieser Punkt, siehst du, da drücken sie drauf und sofort steht dein Penis stramm, und dann, ja dann stürzen sie sich auf Dich!" Aha, dann stürzen sie sich auf mich, dachte ich so ungefähr oder vielleicht auch nicht; nun ja, ich gebe zu, ich war verwirrt, doch sehr entspannt, drum ließ ich sie weiter ihre Massage beenden. Aha. So. Ich ließ mir den Punkt nochmal genau zeigen, damit niemand aus Versehen oder geradezu absichtlich darauf drücken könnte. Das war doch mal interessant! Ich bemerkte es kaum, als Mouna fertig war und ihre Utensilien zusammenpackte, hatte ich doch Einiges gelernt. Es war eine tolle Massage, und sie war ja Marokkanerin und hatte mich gewarnt und ich hatte sie verstanden. Es herrschte Eintracht zwischen uns, wirklich; sie beendete ihren Aufenthalt , wir machten uns noch gegenseitig Komplimente, sie gab mir ihre Telefonnummer und wir schieden in Frieden. Nächstes Mal ruf ich sie an und lass mich wieder massieren, mal sehen, was es Neues aus ....en gibt.
16.02.2013
Von Dakar nach Köln oder Kleine Kamele
Es war der erwartet elende Rückflug von Dakar, um 23.15 Uhr ging die Maschine nach Madrid. Um kurz nach vier dort angekommen musste ich knapp fünf Stunden auf den Weiterflug nach Düsseldorf warten. Wie auf allen modernen Flughäfen haben auch in Madrid sadistische Innenarchitekten die Stuhlreihen so mit Lehnen versehen, dass man auf keinen Fall darauf liegen kann; stellen die sich vor, dass der Flughafen nachts von Pennern infiltriert wird, die Augen und Geruchssinn der morgendlichen Konzernkrieger belästigen könnten? Unter Aufbietung akrobatischer (Hallo?) Fähigkeiten gelang es mir, mit schmerzenden Lenden und Knochen, die sich um die metallenen Folterinstrumente falteten, eine halbe Stunde zu dösen. Dann resignierte ich und wanderte die das Oberlicht spiegelnden blankgeputzten Fliesen entlang, bis mir schwindlig wurde, im Ernst. Gut, dass endlich ein Café aufmachte, und gut, dass ich die spanische Art mag, die mich mich gleich innerlich aufrichten lässt, wenn ich nur höre, wie der lässige Caballero hinter der Theke mich mit :"Que quieres tomar?" nach meinen Wünschen fragt. Endlich saß ich in dem mit Fußballfans (Real Madrid gegen United Manchester am Vorabend!) vollgestopften Flieger nach Düsseldorf. Die Fans waren genauso erledigt wie ich, und gemeinsam verbrachten wir zwei weitere miserable Stunden in dem für Zwerge gebauten Apparat. Am Flughafen wartete der gute Heiner Wiberny mit Hut und Mantel für mich, Heiner war gerade vor mir in Dakar und weiß über das bittere Schicksal des nachts von Afrika Zurückfliegenden.
Genug davon, umso schöner war mein Bett, das ich allerdings erst nach Beantwortung der jetzt ständig auflaufenden Emails aus Afrika zu sehen bekam. Seit heute morgen geht das weiter, ich bin in Köln und Afrika zugleich, erst ein Treffen mit den Kollegen vom Globalmusicorchestra, Walter Pütz und Ralf Plaschke, die CD von Djiby Diabate und mir ist fertig!, sie heißt "Saint-Louis Blooze", beim nächsten Mal mehr davon. Dann kam Dominik Seidler vom Deutschen Musikrat, der dort für das BuJazzO zuständig ist. Dominik ist ein verlässlicher und enthusiastischer Partner, der es ertrug und möglich machte, dass ich meine in meinem Kopf gespeicherten Informationen durch ihn und seine Tastatur hindurch in vierstündiger, intensiver und pausenloser Prozedur auf seine Excel-Tabellen übertragen konnte, die wiederum erst unsere Reise möglich machen....ich musste die Zahlen und Daten unbedingt loswerden, um Platz für die Musik zu schaffen, die jetzt aber auch unbedingt rausgelassen werden will und schon heftig drängelt. Tja; so dachte ich jedenfalls, und liege nun hier um drei Uhr morgens, es rattern Afrika und Ziffern, Möglichkeiten und Probleme, und vor allem Erinnerungen an Menschen und Augenblicke der letzten drei Wochen in mir herum. Was soll's, ich schick das hier jetzt ab und dann zähl ich halt Schäfchen. Oder Zicklein. Oder vielleicht besser kleine Kamele.
11.02.2013
Rosenmontag in Guinea-Bissau
Es ist Rosenmontag in Guinea-Bissau und ich sitze schon wieder im Flugzeug nach Dakar, das gleich abheben wird.
Der für mich größte Unterschied der anderen westafrikanischen Länder zu Guinea-Bissau, ist, dass diese überwiegend muslimisch sind, jenes aber hauptsächlich christlich-animistisch ist. Das manifestiert sich am offensichtlichsten durch den überall erhältlichen Alkohol. Natürlich wirft das die uns auch in Europa sattsam bekannten Probleme auf; der Kulturminister sagte mir, dass die Regierung Glasflaschen verbieten will, weil die angetrunkenen Jugendlichen die Flaschen zerdeppern und die Reste als "arme blanche" benutzen, um damit aufeinander loszugehen. Übrigens erinnert mich das daran, was mir mein guter Freund O. erzählt hat. Dieser ist ein weltberühmter plastischer Chirurg, dessen erste Doktorarbeit vor vielen Jahren in Kroatien abgelehnt wurde. Seine These war damals, dass die muslimischen Länder seit Jahrhunderten in Erfindungen und Entdeckungen hinterher hinken, weil in ihnen "alles was trunken macht" verboten ist.... Alles hat eben seine zwei Seiten. Auf jeden Fall beeinflusst der Alkohol die Kultur in Guinea-Bissau sichtlich. Gestern nahm mich Carlos mit zum Sonntagessen seines Cousins, wir kauften zwei Flaschen Wein als Gastgeschenk. Kaum waren wir angekommen, holte unser Gastgeber eine frische Flasche Whisky hervor, der wir schon vor dem Essen zusprechen sollten. Dazu gab es als "Chips" hyperkross gebackene Schweinehaut; dieses Gericht muss zweifellos ein arbeitsloser Zahnarzt erfunden haben. Danach wurde - wir waren gegen Mittag angekommen - getafelt und getafelt; es gab gebratene Schweinestückchen in sehr scharfer Soße, wiederum kross gebackene kleine Fische und ein der brasilianischen Feijoada ähnliches Gericht aus Okraschoten, Reis, scharfer Soße und Fleischstücken, alles sehr lecker. Zwischendurch gab's immer wieder Wein, Whisky und Bier, nur die Frauen tranken Bissapsaft. Als gegen siebzehn(!) Uhr gebackene Austern aufgetragen wurden, gab ich auf und machte mich auf den ungefähr fünf Kilometer langen Weg in die Innenstadt durch die bunte, Karneval feiernde Menge. Das Klima in Guinea-Bissau ist brutal; sehr heiß und gleichzeitig feucht und staubig, wenn man das glauben mag. Folgerichtig und aufgrund des reichlichen Essens sank ich dankbar ins Bett meines gut gekühlten Zimmers. Den Leiter des IF in Bissau konnten wir leider nicht sprechen, aber er hatte Carlos schon zugesagt, ein Konzert mit dem BujazzO auszurichten. Ein Hotel haben wir auch schon für die gesamte Gruppe gefunden, und Carlos versucht, sowohl einen Bus zu organisieren als auch ein Schiff, das uns zur Ilha de Bubaque bringen wird, wo das Abschlusskonzert der Tournee stattfinden soll. Viel mehr war in den drei Tagen nicht zu erreichen, in Guinea-Bissau geht alles seinen Gang, wer versucht, irgend etwas zu beschleunigen, wird das Gegenteil erreichen. So bin ich froh, mit Carlos einen zuverlässigen Partner zu haben, der alle Welt kennt und in alle Bevölkerungsschichten vernetzt ist. Ich freue mich schon auf eine Rückkehr nach Bissau!
08/09.02.2013
Weißwurst in Dakar
Mit diesem wunderbaren Titel meine ich beileibe nicht mich selbst oder einen meiner Landsleute, nein, ich habe gestern bei meinen Gastgebern tatsächlich Weißwurst gegessen. Allerdings wurde diese nicht gekocht, sondern mit Olivenöl in der Pfanne gebraten, hoffentlich war das kein Sakrileg. Zur Besänftigung eventueller glühender Patrioten, die das Braten als Affront empfinden könnten, füge ich schnell hinzu, dass es dazu süßen Senf und echtes deutsches Weißbier, ungebraten, gab, zusätzlich als Beilage Spaghetti mit Parmesankäse. Es hat himmlisch geschmeckt. Sonst hätte ich auch wirklich Probleme bekommen, denn heute morgen gab es vor dem sehr frühen Abflug nach Bissau erstmal nichts zu essen. Carlos holte mich vom Flughafen ab (schon wieder Grenzmagie, ich bekam anstandslos ein Gratisvisum). Wir haben eine Verabredung mit dem Kultusminister von Bissau. Allerdings kommt der Karneval dazwischen, wir sitzen im Ministerium und warten, dass der Minister die Schönheitskönigin der westafrikanischen Staaten krönt. Kein schlechter Job, und eigentlich auch angenehm für Auge und Herz, wenn mir nicht der Magen bis zu den Schuhen herunterhängen würde, ich musste ihn schon mehrfach wieder hochziehen. Wenn ich doch nur eine Weißwurst hätte, gebraten, gekocht, geraspelt oder püriert, her damit!
Später
Schließlich empfing uns der Minister, der übrigens sehr gut Deutsch spricht, seine Frau war Deutsche und er hat das Fach früher unterrichtet. So war es ein Leichtes, sich mit ihm zu verständigen. Er versicherte uns seiner vollen Unterstützung und gab dem Generalsekretär Anweisung, mit uns zusammen zu arbeiten. Er sagte mir wörtlich: "Wir sind zwar arm, aber wir öffnen unsere Herzen..." Gegen Ende des Gesprächs sprach ich ihn auf das allgegenwärtige Plastik an, erwähnte das positive Beispiel Mauretaniens und bat ihn, darauf einzuwirken, dass auch in Guinea der Verkauf von Plastiktüten verboten werde. Er antwortete mir, dass das entsprechende Gesetz schon auf den Weg gebracht sei, eine gute Nachricht, und dass es übrigens eine mauretanische Firma sei, die das Gros des Profits mit Plastiktüten gemacht habe....so, so. Auf jeden Fall wird das BujazzO mit den afrikanischen Künstlern und seinem Programm hochwillkommen sein. Carlos und ich werden in den folgenden Tagen das Programm für Guinea ausarbeiten und gemeinsam mit dem Generalsekretär in die Wege leiten.
Dann ging es endlich! zum Essen. Carlos und ich hatten uns seit einigen Monaten nicht gesehen, und so feierten wir unser Wiedersehen anständig mit den guineeischen Camaroes, darauf hin gab es Pica, einen der Goldbrasse ähnlichen Fisch und - da Guinea ein überwiegend christlich-animistisches Land ist, trinkt man dort Alkohol - einen guten Brandy oder zwei. Der Abend endete in den sogenannten Barracas, die für den Karneval aufgebaut werden, erst gegen Mitternacht. Schön, schon wieder von Freunden empfangen zu werden!
08.02.2013
Gedanken zur Nacht
Es ist vier Uhr morgens und ich liege wie fast jede Nacht in Afrika wach und versuche, die Eindrücke und Bilder dieser intensiven Reise zu verarbeiten. Heute möchte ich eine andere Geschichte erzählen, die ich vor einigen Jahren auf der indonesischen Insel Lombok erlebt habe. Ich war mit der Fähre aus Bali gekommen und hatte mir ein Moped gemietet, mit dem ich quer durch die Insel auf die andere Seite in den kleinen Ort Kuta geknattert war. Dort angekommen, hielt ich auf der Straße jemanden an und fragte ihn, wie die vorherrschende Musik der Insel heiße und ob ich wohl etwas davon hören könne. Der freundliche junge Mann antwortete mir, dass die traditionelle Musik "Sassak" sei, schwang sich auf meinen Rücksitz und dirigierte mich einige Kilometer durch die Landschaft, bis wir in einem kleinen Dorf ankamen. Dort war gerade auf dem Dorfplatz eine Probe im Gange, etwa 12 Musiker spielten, hauptsächlich auf selbstgebauten Instrumenten, die entfernt der Gitarre ähnelten. Die Musik war sehr rhythmisch und tatsächlich gehörten zur Gruppe einige wunderschöne Tänzerinnen in ihren traditionellen Gewändern. Ein kleines Kinderkeyboard stand unbenutzt dabei und ich fragte, ob ich wohl...? Na klar, war die Antwort (soweit ich verstand; denn Englisch sprach dort niemand und ich musste mich mit den wenigen Worten der Bahasa Indonesia behelfen, die ich im Laufe meiner Reise aufgeschnappt hatte), und so spielte ich mit, so gut ich konnte. Es schien den Kollegen zu gefallen, denn zwanzig Minuten später war die Probe vorbei und ich wurde aufgefordert, zusammen mit ihnen zu einem Gig zu fahren. Ein LKW kam, auf deren Pritsche Verstärker und Musiker geladen wurden, und wir holperten alsbald durch den Dschungel zu einem anderen Ort, wo eine große muslimische Hochzeit stattfand. Am Eingang des Dorfes lag eine frisch geschlachtete Kuh, jeder musste sie berühren, um an ihrer Wärme zu spüren, das sie vor kurzem noch gelebt hatte. Wir bauten neben dem Ziegenstall auf, man servierte uns zu essen, ich bekam das traditionelle Gewand umgeschlungen und schon ging's los. Wir spielten mehrere Stunden, immer wieder unterbrochen von weiteren Essenspausen, bis das örtliche Gamelanorcnester eintraf und übernahm. Die Kollegen luden ihre Instrumente wieder auf den LKW und wollten mit mir zur nächsten Hochzeit fahren, was ich aber ablehnte, weil ich ja eigentlich Urlaub machen wollte. Nach längerem Disput gab es einen herzlichen Abschied und ich kehrte zu meinem kleinen Hotel in Kuta zurück.
Dieses Erlebnis hat mich tief beeinflusst, denn weiter weg von meiner Heimat hätte ich kaum sein können, und hatte nach nur wenigen Stunden eine Möglichkeit gefunden, mit dem, was ich konnte zu überleben und in engen Kontakt mit der Bevölkerung zu kommen. Tatsächlich hätte ich auf der Insel bleiben können, eine Schule aufmachen(wozu ich gleich aufgefordert wurde) und eine Sassak-Karriere starten können. Diese Unabhängigkeit ließ mich mich frei fühlen und ich habe dieses Erlebnis nie vergessen; es hat mir oft über bittere Stunden, in denen ich wieder einmal mit Kleinkrämerei und Missgunst (das kennt jeder Künstler) zu kämpfen hatte; wusste ich doch, ich konnte, wenn ich wollte, einfach überall hingehen und überleben!
Dieses Gefühl der Verbundenheit mit der Bruderschaft der Musiker habe ich auch hier in Afrika. Überall treffe ich hier als Musiker auf offene Herzen und Geister, keine Tür bleibt verschlossen, man nimmt mich auf, mit Geld oder ohne. Gestern Abend habe ich, wie immer, wenn ich in Dakar bin, Ousmane besucht. Der besitzt ein kleines Bürgersteiggeschäft unweit des Institut Francais in der Innenstadt und ist ein Musikweiser mit immensem Wissen über afrikanische Musik sowie einem Blick und Herzen für Talente. Bei ihm habe ich auf einem Kinderspielzeug zum ersten Mal mit Djiby gespielt, den Ousmane behrbergt und verköstigt hatte, als er mittellos aus Burkina Faso gekommen war; den Kopf voller Sterne und dem unbedingten Wunsch, Youssou N'Dour, den berühmten Musiker und jetzigen Minister kennenzulernen. Ousmane hat Djiby geerdet, ihm geraten, nicht irgend etwas hinterherzulaufen, sondern sich auf sein Instrument und seine Musik zu konzentrieren, ein weiser Rat! Ist es ein Wunder, dass ich diesen lächelnden Mann mit seinem schlechten Gebiss mehr respektiere als so manchen aufgeblasenen Möchtegernegroß und Sesselfurzer meiner Heimat? Gedanken zur Nacht....
P.S. Zeit aufzustehen, gleich muss ich zum Flughafen, es geht nach Guinea-Bissau. Ich freue mich besonders auf meinen Freund Carlos Robalo, ein weiteres Exemplar der Spezies Gross und Gut, von dem ich viel über afrikanische Musik gelernt habe und der mich am Flughafen erwartet, da ich kein Visum habe und offensichtlich keins brauche. Wir werden sehen!
06.02.2013
Einige Gedanken zum Turban
In den letzten Tagen habe ich, wie oben schon beschrieben, einen Turban getragen, aus Notwendigkeit, wie alle das in Mauretanien oder anderen afrikanischen Wüstengegenden tun.
Heute während der äußerst strapaziösen, fast siebenstündigen Fahrt mit dem Buschtaxi von Saint-Louis nach Dakar, auf der ich immer wieder eindöste oder mit halb geschlossenen Augen am Sitz klebte, gingen mir einige Gedanken zu diesem Kleidungsstück durch den Kopf. Ich trage das drei Meter lange, sehr leichte Tuch auf die Weise der Tuareg, wie es mir mein Freund Dhafer Youssef vor vielen Jahren gezeigt hatte. Die Mauretanier binden ihn anders, ich hab es mir zeigen lassen, konnte es aber nicht sofort nachmachen und muss es mir wohl nächstes Mal erklären lassen. Jedes Mal, wenn ich das Tuch anlege, sitzt es ein wenig anders, hat andere Falten, passt besser oder schlechter; er ist gleichsam die Chaostheorie oder das Apfelmännchen der Bekleidung, schon das kann man wohl von keinem anderen Kleidungsstück sagen. Er ist sozusagen das Nonplusultra der Kopfbedeckungen, denn mir fällt kein Hut oder Schleier oder irgendeine Kombination der beiden ein, die ähnlich effizient vor brennender Sonne und Staub und Wind schützen. Aber in Wirklichkeit ist der Turban eine Mehrzweckwaffe und kann für alles mögliche dienen. So kann man mit ihm selbst größere Wunden verbinden, man kann damit einen Feind fesseln, ein Reittier anhobbeln, Essen darauf servieren, Menschen, die in einen Brunnen gefallen sind, damit wieder herausziehen, ihn in einem Sandsturm als Führungsleine benutzen, sich damit tarnen (s.o.), ihn seiner Liebsten zärtlich um den Leib schlingen, ihn schließlich als Leichentuch benutzen. In der Tat ist es wohl das vielseitigste und wirklich genialste Kleidungsstück, das der Mensch erfunden hat, ich lasse mich gern korrigieren. Heute jedenfalls hat er mich wieder gegen Hitze und Fahrtwind und allzu neugierige Blicke und Zudringlichkeiten geschützt, gelobt sei mein Turban!
Zur guten Nacht noch einige Aufschriften auf Werbetafeln, die ich heute da und dort in der Wüste aufgestellt gesehen habe:
Hotel Big Faim
Alle Pestizide, die Sie für Aussaat und Ernte brauchen!
Darling, la Coiffure des Stars!
Ach, übrigens bin ich inzwischen überzeugt, dass " Au Bonheur des Dames" entweder ein Schuhgeschäft oder ein Friseursalon ist......
05.02.2013
Zum Frauenglück
Jetzt bin ich wieder in Saint-Louis, und das ging so:
Heute morgen kam wie verabredet Ousmane und kurz darauf sein Onkel. Dieser, ein Taxifahrer, sollte mich zum Gare Routier bringen, wo die Autos nach Rosso abgehen. Er setzte mich in ein Auto, blieb aber daneben stehen; aus gutem Grund, wie sich zeigte, da kurz darauf ein Polizist erschien, ein großes Geschrei losging und ich schon kurze Zeit später wieder in Onkels Taxi saß; da, wie er mir erklärte, der andere Fahrer ein Bandit ohne Lizenz sei, der mich gewiss geschröpft (Onkel sagte, die Kehle aufgeschlitzt, na ja) hätte. Auf jeden Fall fand er einen Freund, in dessen Taxi ich bald darauf saß und zwei Stunden auf die Abfahrt warten musste....Dann aber ging's flott nach Rosso, wo mich wieder Abdul erwartete. Dank dessen bargeldloser Magie brach ich meinen eigenen Weltrekord im Überqueren der mauretanischen Grenze, da ich drei Minuten später schon auf der Fähre stand. Fast(aber nur fast) hätten mir einige Touristen leidgetan, die mich mit gequälten Gesichtern an ihnen vorbeihuschen sahen; genau so wie übrigens die ungarischen Teilnehmer einer Rally Weißichwas. Die waren vor mir in der senegalesischen Grenzstation angekommen und befanden sich in einem großen Disput mit dem dortigen Beamten, was diesem überhaupt nicht gefiel. So nahm er demonstrativ meinen Pass und drückte seinen Stempel hinein, einfach um zu zeigen, dass er das gut kann, aber nicht bei wütenden Rallyefahrern....
Einem geschenkten Gaul...und schon saß ich im nächsten Wagen nach Saint-Louis. Der Vordersitz in diesen Taxis ist der teuerste, weil bequemste. Der war leider schon besetzt, und so nahm ich den zweitbesten Platz, zweite Reihe Fenster - so dachte ich, leider ließ sich das Fenster nicht hochkurbeln, sodass ich ohne meinen Turban sicher nicht gesund angekommen wäre. Nacheinander kamen wie in drei Zollkontrollen, bei denen meine afrikanischen Mitreisenden alle ihre Sachen aus- und wieder einpacken mussten. Mein Toubab-Gepäck blieb unbehelligt, ist doch mal ein Tip für Schmuggler... Im Gedächtnis geblieben ist mir ein einsames Gebäude mitten im senegalesischen Nichts, dessen Neonschild die Aufschrift "Au Bonheur des dames", was auf Deutsch etwa "Zum Frauenglück" heißen mag, trug. Ich komme nicht dahinter, was sich wohl in diesem Gebäude verbergen mag....
Insgesamt dauerte die Reise neun Stunden, und ich war froh, in meinem Hotel in Saint-Louis anzukommen. Dort traf kurz darauf der Koraspieler Ablaye Sissoko ein, der einer der Hauptprotagonisten unserer musikalischen Reise sein wird. Mit ihm habe ich verschiedene Details abgeklärt, und er wird mich, wie abgesprochen, im März in Köln besuchen, um die musikalische Linie auszuarbeiten. Ablaye ist ein "accomplished artist" und ich freue mich schon sehr auf unsere Zusammenarbeit. Gerade habe ich noch ein Dossier für die morgen tagende Programmkommission geschrieben und bin wirklich hundemüde, ein Zustand, der, wie ich bemerke, sich in letzter Zeit immer häufiger einzustellen scheint.
Aber nur Mut! Morgen geht's schon weiter nach Dakar!
04.02.2013 Mauretanischer Tee So langsam fordert diese intensive Reise ihren Tribut von mir ein. Heute morgen war ich ziemlich erschlagen und bin in meiner Herberge geblieben und habe an die Decke geschaut. Mittags wurde ich abgeholt und zu Maaloumas Stiftung gebracht, wo ich mit Ali und Maaloumas Bruder weiter an dem Projekt der Notation der maurischen Musik arbeitete. Schon allein deswegen muss ich wieder nach Nouakchott zurückkommen und werde dieses Projekt dem Goethe-Institut unterbreiten, hoffentlich finden wir dort Unterstützung. Später fuhren wir gemeinsam zu Cheikh Labiat, einem weiteren bekannten Sänger, den ich schon letztes Jahr kennengelernt hatte. Cheikh ist ohne jede Ausbildung, aber unglaublich musikalisch begabt. Er stammt aus dem Westen Mauretaniens, ein Saharaoui mit einer wunderbaren Stimme und untrüglichem rhythmischen Gefühl sowie, man höre und staune, großem harmonischen Einfühlungsvermögen, das er mir auf der Gitarre demonstrierte. Er strahlt die Unmittelbarkeit und Wärme der Wüstenbewohner aus und hat gemeinsam mit Ali den Nachmittag über für mich gespielt. Leider wird Maalouma wohl nicht nach Saint-Louis zum Festival kommen, ich habe stattdessen Ali und Cheikh gebeten, gemeinsam mit uns im Mai in Saint-Louis zu bleiben. Morgen früh geht's wieder zurück nach Saint-Louis, die Zeit scheint nur so davon zu fliegen! Ich werde wohl wieder in ein Taxi nach Rosso gesetzt werden, wo mich ein weiteres Mal Abdul über die Grenze bringen soll. In Saint-Louis erwartet mich Ablaye Sissoko, mit dem ich anderen Tags nach Dakar fahren soll, um an der Konferenz der Programmkommission des Festivals teilzunehmen. Übrigens möchte ich nicht versäumen zu erwähnen, dass in Mauretanien seit dem ersten Januar diesen Jahres Plastiktüten verboten sind, da können wir uns eine Scheibe von abschneiden (natürlich nicht von der Plastiktüte!). Wie wichtig das für Westafrika ist, wird deutlich werden, wenn ich aus Guinea-Bissau berichte; falls sich dort nichts geändert hat, werde ich die Erde nicht berühren, sondern auf Plastik wandeln; verzeiht die - wenn auch nur geringfügige - Übertreibung. So, bei Cheikh gab's Unmengen des starken mauretanischen Tees, mal sehen, wie lange der mich noch wachhält... A demain! P.S. Heute streikt in Mauretanien das Internet, deshalb kann ich mein Blog wohl erst wieder morgen früh oder im Senegal veröffentlichen, bis dann!
29.01.2013
Der Vormittag ließ mich heute den gestrigen Tag büßen, der zwar, wie oben beschrieben, wunderbar, aber auch sehr anstrengend war. Am Mittag bin ich mit dem Taxi zur Patte d'Oie, dem Entenfuß, gefahren, um dort Djiby und die Sängerin Goundo, die er mir enpfohlen hat, kennenzulernen. Wir trafen bei Goundos Haus ein und wurden sofort zu Mafe, einem Gericht mit Reis und Erdnusssauce eingeladen. Das kleine Haus wirbelte vor Leben und Kindern. Djiby und ich bekamen den Ehrenplatz im Schlafzimmer und verspeisten unser Mafe auf dem Bett sitzend, zu zweit, da das Zimmer mehr Personen nicht fasst. Goundo ist eine Angehörige des Stammes der Bambara, leider hab ich sie noch nicht singen gehört, werde das aber nach meiner Rückkehr aus Mauretanien nachholen. Nach einer herzlichen Verabschiedung nahmen wir ein Taxi zu dem recht berühmten Sänger Sidi Sam, der auch eine PA-Firma besitzt, deren Hilfe wir uns vielleicht bedienen wollen. Wieder ein überaus herzlicher und freundlicher Empfang, Djiby kennt in Dakar jeden und wird von allen als der kommende Balaphon - Star betrachtet, da haben wir doch einen guten Fang gemacht! Nach einem kurzen Gespräch wurden wir sofort zum Essen eingeladen, es gab - Mafe, weswegen ich mich danach mühsam nachhause schleppte; ich fühlte mich so schwer, dass es mich wundert, dass der Taxifahrer kein Extrageld haben wollte...
Morgen um zehn holt mich Balde mit dem Taxi ab und dann geht's weiter nach Saint-Louis, eine etwa vierstündige Fahrt. Mein Aufenthalt in Dakar war jedenfalls bisher sehr angenehm, es ist schön, von Mensch zu Mensch weitergegeben, sozusagen überreicht zu werden; und ich fühle mich sicher und satt wie in Mutters Schoß. Drückt mir die Daumen, dass es so weitergeht!