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Am Strand von Saint-Louis de Senegal

Written by  19 May 2013
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19.05.2013

Am Strand in Saint-Louis de Senegal

Genau wie im letzten Jahr ist es mir auch diesmal nicht gelungen, in der Vorbereitung auf das Jazzfestival in Saint-Louis de Senegal mein Blog weiterzuführen. Seit über einer Woche sind wir, das heißt das GlobalMusicOrchestra bestehend aus dem BuJazzO und sieben afrikanischen Gastmusikern, vor Ort. Wir haben jeden Tag von 10 bis 15 Uhr geprobt, und das ist in diesem Klima dermaßen anstrengend, dass nicht nur ich, sondern zu meiner großen Erleichterung auch die wesentlich jüngeren Musiker des BuJazzO nach den Proben ziemlich geschafft waren. Nichtsdestotrotz haben wir eine unvergessliche Woche verbracht, die schon fast alles das gehalten hat, was ich mir von dieser Reise versprochen hatte. Wir haben gemeinsam mit unseren afrikanischen Musikern wunderbare Musik gespielt, haben mit lokalen Musikern gejammt und sind gestern von unserem hier in Saint-Louis lebenden Koraspieler Ablaye Cissoko in sein Haus zum Essen eingeladen worden, inklusive einem kleinen Konzert und sogar (wenn auch nur für mich, hehe) einer anschließenden Massage. Die BujazzOs haben sich schnell assimiliert und betrachten Saint-Louis als ihr Revier, fahren in den örtlichen Eselskarren durch die Gegend und die Trompetensektion hat sich komplett afrikanisch eingekleidet, kommt gar königlich daher. Vor allem aber hatten wir ein herausragendes Konzert auf dem Jazzfestival mit Zugabe und Standing Ovations! Schade, dass ihr, liebe Leser, nicht dabei sein konntet!
Gestern waren alle ermattet, und nicht alle konnten sich auf die angesagte Jamsession im "Flamingo" schleppen, ich schon gar nicht. Aber nach zehn Stunden Schlaf bin ich jetzt wieder auf dem Damm und freue mich auf das heute Abend stattfindende Konzert meines Freundes Dhafer Youssef, der von meiner Anwesenheit hier nichts weiß und den ich also ganz schön überraschen werde. Fast das schönste Erlebnis dieser Woche hatte ich heute Nachmittag. Unser Hotel liegt etwas außerhalb von Saint-Louis an einem normalerweise recht menschenleeren Strand, der sich allerdings sonntags (also heute) etwas belebt, wenn auch nicht vergleichbar mit den Badestränden in Spanien oder Italien. Direkt vor dem Hotel spielt eine Trommelgruppe und die Einwohner von Saint-Louis erholen sich an und im Meer. Ich bin eine ganze Strecke am Strand entlang spaziert und genoss zum letzten Mal - denn morgen fahren wir nach Dakar - die frische Luft und das Panorama. Nach und nach kam ich zu Strandabschnitten, wo kaum noch jemand zu sehen war. Und dann lag da einer ganz allein, noch nass vom Bad, voller Sand, blickte aufs Meer und sang aus vollem Herzen ein afrikanisches Lied. Ich ging vorbei, lächelte ihn an und hob den Daumen. Der junge Mann hörte nicht auf zu singen und gab mir das Lächeln zurück. Noch bis zur Hörgrenze begleitete mich sein Gesang. Versteht ihr, warum mich das glücklich macht?

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