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Der Fluss Senegal

Written by  16 Apr 2013
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Seit jeher ist der Fluss Senegal die Grenze zwischen Schwarzafrika und dem arabischen Teil des Kontinents. Die Geschichte zeigt uns immer wiederkehrende Eroberungszüge aus dem Süden; aus dem Osten kamen die Araber, um sich an den fruchtbaren Küstenstreifen niederzulassen und über die kurze Mittelmeerstrecke nach Gibraltar fand der Austausch mit Europa statt, der im Slavenhandel mündete.

Überall in Westafrika, von Marokko bis zur Elfenbeinküste trafen also auch die unterschiedlichen Kulturen aufeinander. Die ursprünglich in Guinea beheimateten Gnawa zogen die Küste auf und ab und brachten neben ihrer eigenen Musiktradition auch das, was sie von anderen Kulturen gelernt hatten in die gesamte Region. Ternär heißt der Fachausdruck für den afrikanischen Rhythmus, der sich - im Gegensatz zu dem auf der Zahl Zwei basierten, binären europäischen Rhythmus - in Einheiten von Drei aufteilt. Dort also, wo die Zwei auf die Drei trifft, finden sich die interessantesten Rhythmen, die uns zum Beispiel in dem malischen Wüstenblues oder eben bei den Liedern der Gnawas den Ursprung des Jazz erahnen lässt. Und es waren auch überwiegend westafrikanische Sklaven, die vor nunmehr über einhundert Jahren in New Orleans auf europäische Einwanderer trafen und mit diesen gemeinsam den Jazz schufen. Damit sind auch beide Ziele umrissen, die ich mir für das Projekt des BuJazzO in Westafrika vorgenommen habe.

Zum einen eben das Phänomen der Entstehung des Swing - also der Drei in der Zwei - so weit wie möglich in unserem Programm nachzuvollziehen, und zum Anderen die Kreisbewegung des Jazz abzubilden, der in seiner Entstehung von Afrika über Amerika sich bewegte, schließlich nach Europa kam und sich nun mit unserer Tournee wieder zu seinen Ursprüngen zurückbegibt. Unser Programm wird aus Kompositionen unserer afrikanischen Mitmusiker, meinen eigenen Werken, aber auch aus "klassischen" Jazzkompositionen bestehen. Sehr schön zu beobachten war es für mich, wie unser Balaphonspieler Djiby Diabate sich dem berühmten Standard von Thelonius Monk, "Round Midnight" annäherte. Statt über die nicht ganz einfachen Harmonien zu spielen, einigten wir uns, dass Djiby wie Zuhause bei sich auf dem Dorf improvisieren sollte und siehe da, es klappte nicht nur, sondern gab dem Ganzen eine ganz neue, alte Wendung; denn auch wenn unsere Mitmusiker aus Afrika keine Jazzmusiker im Sinne des Wortes sind, so zeigt sich doch in diesem Zusammenhang, wo die besondere Zutat, die den Jazz erst möglich machte, herkommt. So heißt dieses Stück bei uns nun "Au Village" und ich freue mich, dies und das gesamte Programm auf unserer Tournee durch Westafrika zeigen zu können.

Read 28670 times Last modified on Thursday, 25 April 2013 12:21

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